„Bei Euch fühlt man sich einfach wohl!“ - Interview mit Keila V. aus Ecuador
Bei FiBS – Frauen in Beruf und Schule bieten wir berufliche Einzelberatung und Kurse zur beruflichen Orientierung und Qualifizierung für Migrantinnen. Keila V. aus Ecuador kam vor zwei Jahren zuerst zu mir in die Beratungsstelle, hat daraufhin in unserem Berufsorientierungskurs Kompass das TestDaF-Zertifikat C1 erlangt und sich dort für die anschließende Teilnahme an unserem Vorbereitungslehrgang zur Staatlich anerkannten Hauswirtschafterin entschieden. Weil sie unser Projekt besonders gut kennt, baten wir sie um ein Interview. Zwischen ihrer neuen Arbeit und der Hausaufgabenbetreuung für ihre Kinder nahm sie sich Zeit und kam vorbei: „Es ist wie Heimkommen, bei Euch fühlt man sich einfach wohl!“ Signe Bockelmann (FiBS): Wie sind Sie zu den Angeboten von FiBS gekommen? Keila V.: Ich liebe Beratung und war damals bei einer Kinderpsychologin aus Chile zur Erziehungsberatung für meine zwei Kinder. Bei dieser Gelegenheit sprachen wir auch über meine Situation und sie gab mir einen FiBS-Flyer in die Hand: „Die können Dir beruflich weiterhelfen.“ Zunächst nahm ich das nicht so ernst und besuchte erst einmal einen B2-Kurs bei der Münchner Volkshochschule. Als ich mich dann im Deutschen sicherer fühlte, traute ich mich an die Frage, was ich in Deutschland beruflich machen könnte und vereinbarte einen Termin zur Beratung bei FiBS. Ich hatte in meiner Heimat schon vieles ausprobiert und angefangen, war voller Ideen, aber wusste nicht, was ich wie in Deutschland verwirklichen könnte. Außerdem wollte ich die Sprache noch besser beherrschen, um in einem anderen Land mit anderer Sprache arbeiten zu können. Damit ich diesmal etwas lerne und auch abschließe, rieten Sie mir, mir mehr Zeit für die Frage zu nehmen, was ich beruflich kann und wohin ich will. Also nahm ich an dem Berufsorientierungskurs Kompass teil. Dort konnte ich mich auf das C1-Zertifikat vorbereiten und mich unter Anleitung fragen, welcher Beruf zu mir passt. Kompass war für mich die tollste Erfahrung in Deutschland, alle Lehrerinnen waren freundlich und respektvoll. Ich habe mich gefühlt wie in einer Familie. In dem Kurs wurde mir auch mein Ziel klar: Arbeiten als Hauswirtschafterin. Deswegen besuchte ich bei FiBS auch noch den Vorbereitungslehrgang zur Staatlich anerkannten Hauswirtschafterin. Zum Glück wusste ich vorher nicht, wie viel Energie und Organisation mich dieser Kurs kosten würde! Für die Küche gibt es nämlich viele, viele Fachwörter. Zwischendurch dachte ich, es passt kein einziges Wort mehr in meinen Kopf. Ich war nicht sicher, ob ich den Abschluss schaffen würde. Aber Sie haben es geschafft! Weil ich es unbedingt wollte! Außerdem war mein Lieblingsfach „Ernährung“ und ich liebe Kochen und gesunde Ernährung! Das hat das Lernen erleichtert und daraus ist mittlerweile tatsächlich mein Beruf geworden. Ich habe Arbeit als Hauswirtschafterin gefunden, nachdem ich elf Jahre in Deutschland nur zuhause war. Meine Chefin hat mich nach dem Praktikum in Festanstellung übernommen. Nun arbeite ich an vier Tagen 24 Stunden pro Woche und habe auch noch Zeit für meine Familie. Es passt alles! Haben Sie noch andere Angebote bei FiBS in Anspruch genommen? Um uns zu entspannen, lernten wir in Kompass „Neuronale Stimulation“. Das war eine schöne Erfahrung! Wir wurden langsam an die Methode herangeführt und sollten sie später möglichst jeden Tag fünf Minuten an uns selbst anwenden. So oft schaffe ich es nicht, aber ich konnte mir damit bei der Vorbereitung auf die staatliche Prüfung zur Hauswirtschafterin sehr gut helfen. Auch heute wende ich diese Methode immer wieder an.
Was hat sich für Sie außerdem durch FiBS verändert? Was haben Sie noch gelernt und wie haben Sie sich gefühlt? Das Wichtigste zuerst: Deutsch!!! Das hat mir damals auch die Kinderpsychologin geraten und sie hatte Recht! Ich fühle mich mit den besseren Deutschkenntnissen viel selbstbewusster und sicherer. Heute weiß ich, dass die Sprachbeherrschung viele Türen öffnet. Und in meiner Arbeit ist es auch für meine Kollegen eine Erleichterung, weil ich gleich alles verstehe und sie nicht immer wiederholen müssen, wie bei meiner Vorgängerin. Außerdem habe ich gelernt, mehr Geduld mit anderen zu haben, und das, obwohl ich eine sehr ungeduldige Frau bin. Es gab teilweise sehr schwierige Teilnehmerinnen, aber an ihnen konnte ich meine Geduld erproben. Und ich nehme die Anregung mit, noch eine Lizenz als Zumba-Lehrerin zu erlangen. Mit meinen Anleitungen in den Pausen habe ich viel Schwung in die Lerngruppen gebracht. Können Sie beschreiben, wie Sie die Aktivitäten bei FiBS gestärkt haben? Ich bin selbstbewusster geworden! Außerdem musste ich mich für Hauswirtschaft besser organisieren und zuhause Aufgaben delegieren, um das Lernpensum zu schaffen. – Keila lacht: Meine Familie funktioniert heute ganz anders. Dort war ich schon vor dem Kurs Hauswirtschafterin, heute hat jeder seinen Verantwortungsbereich und so ist es auch geblieben. Meine Rolle hat sich vollkommen verändert, ich war die Köchin, Kellnerin für jeden und jetzt helfen alle zusammen. Ich habe gelernt vorzukochen, statt jede Mahlzeit frisch zuzubereiten. Heute freuen sich meine Kinder, wenn ich Zeit habe, sie zu umsorgen, früher war das einfach nur selbstverständlich. Trotzdem ist das Schönste, dass ich jetzt keine Hausaufgaben mehr machen muss, wenn ich heim komme. Ich habe endlich wieder Ruhe und Zeit und genieße es, mit meiner Familie zusammen zu sein. Noch etwas Wichtiges: Diesmal habe ich etwas abgeschlossen! Bis dahin hatte ich immer Sorge, dass ich das von meinen Kindern verlange und diese mir dann sagen, aber Du hast ja selber keinen Abschluss. Und jetzt habe ich einen! Was hat Sie bei FiBS besonders beeindruckt? Die Atmosphäre! Der Gesichtsausdruck von allen Mitarbeiterinnen bei FiBS. Diese schöne Art, einem in die Augen zu schauen; einem Geduld, Rat oder ein Lächeln zu schenken. Für mich war das SEHR wichtig, mich wohl fühlen zu können und nicht nur zum Lernen hier zu sein. Mich hat aber auch beeindruckt, wie gut die Lehrer waren und wie viel wir bei ihnen gelernt haben. In meinem Praktikumszeugnis für Hauswirtschaft steht sogar: So sollten die Praktikantinnen sein, sehr gut ausgebildet! Wie stellen Sie sich Ihre Zukunft vor? Was hat FiBS dazu beigetragen? Ich arbeite jetzt und ich werde weiterarbeiten, um mich weiterzuentwickeln und weil ich Geld verdiene und jetzt jedes Jahr nach Ecuador fliegen kann. Ich möchte zuerst Berufserfahrung als Hauswirtschafterin bekommen und dann möchte ich mich weiterqualifizieren. Für die Beratung weiß ich schon, wo ich hin muss: zu FiBS! Was möchten Sie FiBS mit auf den Weg geben? DANKE! Danke sagen! Ich bin sehr dankbar, dass Ihr die Arbeit gerne macht! Macht weiter so! Ihr seid richtig gut! Ich weiß, dass viele Frauen vor mir und nach mir so empfinden! Ich würde mich stolz fühlen eines Tages an einer Stelle zu arbeiten, wo ich auch so schön anderen Menschen helfen kann!
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